Wenn WienerInnen gefragt werden, was sie denn als Ausflugsziele in ihrer Stadt empfehlen würden, ist es oft gar nicht so leicht, eine Antwort zu erhalten. Ob es daran liegt, dass Wien mit seinem berückend schönen Umland so vielschichtig ist, oder ob WienerInnen selbst gar nicht so häufig Ausflüge in der eigenen Stadt unternehmen? Wer seine Stadt liebt – und das tun trotz aller Grantelei fast alle WienerInnen – hat aber immer irgendeinen kleinen, ganz persönlichen Geheimtipp parat.
Ich selbst habe das Glück, in einem der allerschönsten Bezirke Wiens zu leben, in Döbling, und dort noch im schönsten Ortsteil, dem bezaubernden mittelalterlichen Nussdorf. Zwischen Donau und dem Nussberg gelegen, schmiegt sich dieses ehemalige Erholungsgebiet der WienerInnen mit seinen herrlichen Weinbergen und engen Gassen gemütlich an die sonnigsten Hänge des Wienerwaldes.
Für Schöngeister
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Täglich legen hier an der Donau viele Kreuzfahrtschiffe an – deshalb sind NussdorferInnen es gewohnt, TouristInnen Auskunft über Ausflugsziele in der Nähe zu geben. Ich gebe immer zwei Tipps: Zuerst auf ein Achterl Wein und einen Strudel zum Heurigen „Steinschaden“. Danach gemütlich in die Straßenbahn Linie D setzen und ohne Umsteigen bis in die City, rund um den „Ring“ mit seinen prachtvollen Bauten, wie der Universität, dem Rathaus, dem Burgtheater, den beiden großen Museen und der Oper bis zum Oberen Belvedere, dem prachtvollen Schloss Prinz Eugens.
Auch für Kulturbanausen lohnt sich der Besuch des Belvederegartens. An einem schönen Tag hat man von dort einen Ausblick über ganz Wien, der schon vor 300 Jahren so von dem italienischen Maler Canaletto festgehalten wurde.
Schönbrunn muss nicht sein
Wer sich nicht auf den langen Weg bis zum Schloss Schönbrunn machen möchte, dem lege ich den Besuch einiger besonders reizvoller Kulturdenkmäler im ersten Bezirk nahe. Allen voran sind die Albertina und das in unmittelbarer Nähe gelegene Theatermuseum zwei Gebäude, die für sich alleine schon einen Besuch lohnen. Doch die darin befindlichen Museen haben Weltrang und deshalb ist der Besuch schon fast ein „Must“.
Der ganz kleine Stephansdom
Neben dem Stephansdom ist der Spaziergang zu einer viel kleineren gotischen Kirche, Maria am Gestade, ausgesprochen reizvoll. Diese zweitälteste Kirche Wiens ist prachtvoll ausgestattet und ihre Lage auf einem ganz stillen Platz mitten in der pulsierenden Stadt bietet eine willkommene Rast an einem anstrengenden Sightseeing-Tag.
Die geheime Basilika im Wald
Wer sich außerhalb von Wien auf die Spuren eines ganz besonderen Geheimtipps für Kulturfreunde machen möchte, dem sei die Wallfahrtskirche Klein-Mariazell im bezaubernden Triestingtal wärmstens empfohlen. Der Besuch lässt sich mit einer herrlichen, nicht allzu anstrengenden Wanderung verbinden. Die Basilika selbst ist ein absolutes Kleinod, geheimnisvoll mitten im Wald gelegen und mit prachtvollen Decken- und Wandfresken des Barockmalers Johann Bergl ausgestaltet. Der Kirchenwirt gegenüber der Basilika ist wärmstens für ein Mittagessen zu empfehlen.
Für Leib und Seele
Doch der viele Kulturgenuss macht hungrig und vor allem durstig. Was wäre Wien und seine Umgebung ohne die berühmten Heurigen? In Wien selbst ist es gar nicht mehr so einfach, einen wirklich guten Heurigen zu finden.
Grinzing top secret
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In Grinzing ist der Heurige Hengl-Haselbrunner etwas versteckt und abseits des Grinzinger Zentrums noch ein kleiner Geheimtipp – der gemischte Satz nennt sich dort „Junger Wiener“ und passt hervorragend sowohl zum Kümmelbraten als auch zu den besonders feinen, selbst gemachten Süßspeisen, die man am besten im großen Garten unter den Kastanienbäumen genießt. Auch das Weingut am Reisenberg ist für jene, die den steilen Fußmarsch nicht scheuen, ein toller Tipp. Der Garten ist einzigartig und entlohnt mit einem Ausblick über ganz Wien für den anstrengenden Marsch. Diese Location wird übrigens gerne für Hochzeiten gemietet und hat leider viel zu selten geöffnet.
Ein Nussberger auf dem Nussberg
Wer im Sommer die ebenfalls steile Wanderung auf den Nussberg nicht scheut, der sollte unbedingt einen hauseigenen Prosecco oder einen „G’spritzten Nussberger“ mit Nusskipferl beim Mayer am Nussberg genießen. Es gibt Liegestühle mit Ausblick über Wien, Sonne bis zum späten Abend und eine ausgesprochen entspannte Stimmung, die auch abseits der hektischen Stadt ihresgleichen sucht.
Am Stadtrand
Außerhalb von Wien hat jede Wienerin und jeder Wiener wohl seine ganz persönlichen Geheimtipps für Heurige, die wie die Plätze für Pilze mit Gold aufgewogen werden. Ein geheimnisvoller Blick, aufgeregt hochgezogene Augenbrauen und die meist auf ein Murmeln gedämpfte Stimme zeugen von der Ehrfurcht, mit der man solche Tipps anzunehmen hat.
Ich persönlich darf jetzt aus meinem Fundus der aller-allerbesten Heurigen rund um Wien folgende preisgeben: In Hagenbrunn, hinter Stammersdorf und dem 21. Bezirk gelegen, zählen die Heurigen Oberschil und Deutsch zweifelsohne zu den besten. Um sich die Deftigkeiten dort auch zu verdienen, kann man davor eine wunderbare Wanderung um den Bisamberg einplanen.
Liebliches Thermengebiet
Wer lieber im Süden von Wien eine sehr gemütliche Wanderung mit einem Heurigenbesuch verbinden möchte, dem sei der Heurige Schabl in Gumpoldskirchen wärmstens empfohlen. Der geschützte, herrliche Garten ist auch mit einem Klettergerüst und Schaukeln für Kinder gut eingerichtet. Vorsicht, die hauseigenen Rotweine sind stark! Machen Sie die Wanderung also vor dem Heurigenbesuch, nicht danach – wer weiß, ob das Gehen nach zwei Achteln nicht schwerfällt? Die Wanderung von Gumpoldskirchen bis Pfaffstätten verläuft immer eben durch die herrlichen Weinberge und bietet sich besonders im Herbst an, wo man auch ein wenig von den verschiedenen Traubensorten naschen kann.
Beim Austernriff
Den schönsten Garten, besonders für Kinder, hat zweifellos der Heurige Pfaffl in Stetten – er hat nämlich keinen Zaun und geht unbegrenzt in eine riesige Wiese und die Weingärten über. Man sitzt unter Obst- und Nussbäumen bei einem Achterl Weiß und dem besonders empfehlenswerten, hausgemachten Beinschinken mit Kren, während die Kinder ihre Freiheit genießen. Wer im Sommer dort ist, kann davor einen Besuch des größten fossilen Austernriffs der Welt in Stetten einplanen – toll!
Beim Nationalpark Donau-Auen
Ein bisschen weiter weg von Wien, meine besonderen Lieblinge, sind die Heurigen Steurer in Haslau an der Donau und der Pober-Glock in Arbesthal. Die kalten Platten dort sind so außergewöhnlich schmackhaft, dass die Fahrt in diese etwas entlegene Ecke Niederösterreichs höchst lohnend ist. Eine Radwanderung lässt sich mit dem Besuch dieser Geheimtipps besonders gut verbinden.
Für Baderatten
Baderatten haben es in und rund um Wien besonders gut. Wer sich gerne ins warme oder auch kühlende Nass begibt, der wird sich angesichts des Angebots überlegen, seinen Wohnsitz hierher zu verlegen. Es gibt unzählige tolle Hallen- und Freibäder, besonders aber überzeugte WildbaderInnen werden sich hier wohlfühlen.
Im Winter
Meine Highlights für den Winter sind die Römertherme in Baden bei Wien und das Happyland in Klosterneuburg, das mit der tollen Wasserrutsche, dem Wellenbad und den warmen Wassertemperaturen besonders für Familien mit Kindern ein herrliches Ausflugsziel ist.
Im Sommer
Unser Lieblingsbadeplatz im Sommer ist der Donau-Altarm in Greifenstein-Altenberg. Dort gibt es einen großen Hundestrand, wo man gemeinsam mit den Kindern und Bello die kühlenden Fluten der Donau so richtig auskosten kann. Ein angrenzendes Gasthaus mit Spielplatz, Trampolins und der Möglichkeit, Tretboote auszuborgen, bieten Spiel und Spaß für die ganze Familie. Ich empfehle das hausgemachte Wassereis am Stiel mit frischem Obst – einfach herrlich!
Ebenso empfehlenswert ist das Angelibad an der Alten Donau in Wien, wo es auch eine Hundezone gibt. Ein sauberes Bad mit Minigolfplatz, Spielplatz und einem herrlichen Badesteg und so viel Platz, dass man selbst an den heißesten Tagen ein ganz ruhiges Plätzchen unter den riesigen Ulmen und Erlen finden kann.
Der absolute Geheimtipp ist aber der Nationalpark Donau-Auen bei Groß-Enzersdorf. Dort, hinter dem Autokino und der Hundeschule, finden sich prachtvolle, glasklare Teiche mit wunderbaren Buchten, in denen man nur das Rauschen der Bäume hört. Ganz nah bei der Großstadt findet man hier eine Entspannung, von der man in Goa wohl nur träumen kann.
Für Eltern und Kinder
Wer mit Kindern unterwegs ist, steht oft vor dem Problem, dass gewisse Ausflugsziele völlig überlaufen sind und der Familienausflug in Stress ausartet. Hier meine ganz persönlichen Tipps, wie man dem wunderbar entkommen kann:
Fette Karpfen und ein Wasserspielplatz
Der Tierpark Sparbach in der Hinterbrühl ist so riesig, dass er auch am Muttertag halb leer erscheint. Auf dem kurzen Spazierweg zum Karpfenteich und weiter zum riesigen Wasserspielplatz treffen die Kinder auf Ziegen, Esel, Kaninchen, vielleicht sogar Rehe und Wildschweine, die gerade zu den Futterstellen kommen. Es gibt tolle Präsentationen zu den Tieren des Waldes. Zur richtigen Zeit im Mai oder Juni am Karpfenteich, können die Kinder massenhaft Kaulquappen beobachten und die beeindruckend großen Karpfen mit Brot füttern.
Spielplätze unlimited
In Wien selbst sind die Blumengärten Hirschstetten mit Streichelzoo und einem zoologischen Park mit gefährdeten heimischen Arten, der Motorikpark Hirschstetten und die WIG 64 mit dem gigantischen Sparefroh-Spielplatz einen entspannten Nachmittag wert. Dort wird den Kindern unmöglich langweilig.
Ponyreiten mit Ausblick
Gut mit dem Bus 38A zu erreichen, ist der Cobenzl mit der dort befindlichen Kinderfarm ein wunderbares Ausflugsziel im schönen Döbling. Wenn man den Aufstieg zu Fuß gemacht hat, freut man sich auf dem Reisenbergweg und dann, oben angekommen, über einen unbeschreiblichen Ausblick über die Stadt. Achtung, für den Kinderwagen ist der betonierte Reisenbergweg zwar gut befahrbar, aber doch sehr steil! Die Kinder können auf der Farm allerlei Haustierrassen beobachten und füttern. Im Sommer gibt es an den Wochenenden auch Ponyreiten.
Für Spazierer
Wer sich gerne an der frischen Luft bewegt, sich aber nicht allzu sehr anstrengen möchte, dem möchte ich – neben den schon genannten – noch ein paar schöne Plätze rund um Wien ans Herz legen:
Ein Schlosspark für Winter und Sommer
Der Schlosspark Laxenburg im Süden Wiens ist einer der letzten erhaltenen historischen Landschaftsparks in Mitteleuropa. Seine Schönheit ist im Winter wie im Sommer berauschend. In der kalten Jahreszeit kann man auf dem großen Teich Eislaufen, im Sommer kann man kleine Ruderboote mieten. Bei einem Spaziergang durch den ebenen, weitläufigen Park kann man immer wieder Rehe und andere Tiere beobachten, die zwischen den reizvollen Gartenarchitekturen herumhuschen. Im luftigen Barockschloss gibt es viele Veranstaltungen von der Antiquitätenmesse bis zum sommerlichen Schlosstheater.
Radeln um die Fischteiche
Eine tolle Radeltour kann man rund um die Fischteiche Nexing mit der ganzen Familie unternehmen. Die Gegend ist ausgesprochen reizvoll und alles andere als überlaufen. Am Rückweg bietet sich ein Besuch beim Heurigen Pfaffl in Stetten an.
Kneipp-Wandern an heißen Tagen
Für Erwachsene wie Kinder gleich entspannend ist eine Wanderung durch die Hagenbachklamm am nördlichen Stadtrand Wiens. An einem unerträglich heißen Tag wird das Kneipp-Wandern durch den Bach zur Labsal und die schattige Klamm bietet viele lauschige Plätze zur Rast. Am Ende der Klamm gibt es eine Greifvogelstation, wo man hautnah die großen heimischen Arten erleben und manchmal sogar anfassen darf!